Anlässlich des diesjährigen nationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am Mittwoch, den 27. Januar 2016, beauftragt die Stadt Recklinghausen das Max-Born-Berufskolleg, den Gedenktag zentral zu gestalten. Die Veranstaltung im Auftrag des „Arbeitskreises Toleranz und Zivilcourage“ findet jährlich statt und wird immer von einer anderen Schule ausgerichtet.
Schulleiter Dr. Lorenz Schultes-Bannert begrüßte anfangs alle Anwesenden und präsentierte dabei einen Koffer, dessen Geschichte er sogleich erzählte: Er gehörte einst dem Physiker Max Born, der genau mit diesem Koffer im Jahre 1933 vor den Nationalsozialisten flüchtet.
Im Anschluss stellten Schülerinnen und Schüler verschiedener Bildungsgänge unterschiedliche Projekte und Auseinandersetzungen mit dem Thema Nationalsozialismus vor.
„Wir leben mit den Enkeln der Mörder“
Gezeigt wurden die Ergebnisse aus den seit 2011 regelmäßig stattfindenden Fahrten nach Auschwitz und Krakau mit den jeweiligen Maurer- und Isolierer-Oberstufen. Das Lernen vor Ort soll nicht nur einen vertieften Einblick in das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte ermöglichen, sondern es sensibilisiert auch für aktuelle Erscheinungen wie Rassismus, Rechtsextremismus und religiöse Intoleranz. Jedes Jahr entsteht eine beeindruckende Dokumentation der Ergebnisse aus diesen Fahrten in Form einer Broschüre. Der Auszubildende Dominik Küster las aus der aktuellen Ausgabe mit dem Titel „Wir leben mit den Enkeln der Mörder“ das Kapitel „ Was passierte mit den Nazis nach 1945?“ vor.
Geschichte des FC Schalke 04 während des Nationalsozialismus
Einige Arbeitsergebnisse zum Thema Rassismus, die während der Projektwoche des Max-Born-Berufskollegs im letzten Jahr entstanden sind, stellten Schüler aus dem Bildungsgang, der zur allgemeinen Hochschulreife führt, mit dem Schwerpunt Elektro- und Maschinenbautechnik vor. Ausgangspunkt für dieses Projekt war die Geschichte des FC Schalke 04 während des Nationalsozialismus und dessen Vergangenheitsbewältigung. Die noch heute große Bedeutung dieser Thematik für den Verein zeigt sich besonders im aktiven Engagement der Schalker Fan-Initiative e.V., die die Arbeit der Schülerinnen und Schüler unterstützte. Ausgehend von einem zur Verfügung gestellten Flyer mit verbotenen, rechtsextremistischen Symbolen entwarfen Arbeitsgruppen weitere mit diversen Themen, die stets die Vergangenheitsbewältigung, aber nicht nur den Fußball zum Gegenstand hatten.
Wettbewerb zum Thema Rassismus und Fußball
Zusätzlich zu diesem Projekt stellte Nessi Neeb, angehende Fachabiturientin, ihr Gewinner-T-Shirt aus einem Wettbewerb zum Thema Rassismus und Fußball vor, welches im letzten Jahr durch Gerald Asamoah ausgezeichnet wurde. Sie kommentierte ihre entworfene gesichtslose Silhouette von Fans damit, dass sie weder Herkunft, Religion und Geschlecht sichtbar machen wollte.
Ziel der am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vorgestellten vielfältigen und kontinuierlichen Projekte zum Thema Nationalsozialismus am Max-Born-Berufskolleg , von denen hier nur die aktuellsten aufgeführt sind, ist einerseits die Aufarbeitung historischer Gegebenheiten, andererseits aber auch eine Sensibilisierung für rassistische und antisemitische Tendenzen heute.
Bürgermeister Christoph Tesche am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Die Beiträge aus den Projekten zeigen, dass dies gelingen kann, auch wenn man die Auseinandersetzung mit demokratiefeindlichen Einstellungen besonders angesichts der aktuellen politischen Lage nie als abgeschlossen betrachten kann. So formulierte Bürgermeister Christoph Tesche am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus sein Schlusswort als Vorsitzender des „Arbeitskreises Toleranz und Zivilcourage“ im Zusammenhang mit den Präsentationen zum Schwerpunkt Fußball: „Denn wir jubeln Idolen mit Migrationshintergrund zu. Aber im täglichen Leben funktioniert das nicht immer so.“